Wissenschaft auf der Bühne: Science Slam “Nachhaltigkeit denken!” begeistert das Publikum

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  • 2020/07/14     Dresden, Germany

    Sophie Ehrhardt vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) hat das Publikum überzeugt und den Wettbewerb gewonnen. (Image: Oliver Killig)

    Komplexe Themen der Nachhaltigkeitsforschung nicht nur verständlich, sondern auch unterhaltsam präsentieren? Dass das möglich ist, bewiesen am 9. Juli vier junge Wissenschaftler*innen im Deutschen Hygiene-Museum Dresden (DHMD). Zum Science Slam „Nachhaltigkeit denken! – Nachhaltiges Ressourcenmanagement von Wasser, Boden und Abfall“ hatten das DHMD, das Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung (IÖR), UNU-FLORES und die Technische Universität Dresden eingeladen.


    Der Artikel wurde ursprünglich von IOER hier veröffentlicht.

    Die Stimmung im Großen Saal des Hygiene-Museums hätte am vergangenen Donnerstag nicht besser sein können. Tobender Applaus, Fußgetrappel und Jubelrufe hallten durch den Saal und sogar einige La-Ola-Wellen schwappten durch das Publikum. Dieses war so zahlreich erschienen, wie es die Corona-Beschränkungen im Moment zulassen: Statt der üblichen mehr als 500 Personen konnten lediglich 120 dem Geschehen auf der Bühne folgen. Der guten Stimmung tat das keinen Abbruch.

    Die Protagonist*innen auf der Bühne gaben derweil alles, um dem Publikum die Themen ihrer Forschung nicht nur verständlich, sondern auch möglichst unterhaltsam zu präsentieren. Denn darum geht es bei einem Science Slam: In Vorträgen von nur wenigen Minuten versuchen die Teilnehmenden, ihr Thema möglichst populärwissenschaftlich zu erläutern und dabei das Publikum auch noch gut zu unterhalten. Die Gäste im Saal entscheiden am Ende per Applaus, wer sie am meisten überzeugt hat.

    Beim Science Slam “Nachhaltigkeit denken!” hatte das Publikum die Wahl zwischen vier Präsentationen. Die Themen waren dabei so unterschiedlich wie komplex und zeigten die Bandbreite des Themas Nachhaltigkeit auf. Wie lassen sich Biogasanlagen flexibilisieren und welche Fallstricke gibt es dabei zu beachten? Diesen Fragen widmete sich Manuel Winkler vom Deutschen Biomasseforschungszentrum (DBFZ) in Leipzig in seinem Beitrag. Die Thematik verpackte er dabei eindrücklich in eine Neufassung von Goethes Ballade “Der Zauberlehrling”.

    Fragen des Verpackungsrecyclings ging Marie Geißler von der Papiertechnischen Stiftung (PTS) Heidenau auf den Grund. Die bekennende Liebhaberin von Speiseeis informierte in ihrem Beitrag über die Tücken, die das sortengerechte Entsorgen und Aufbereiten einer Straßeneisverpackung mit sich bringt. Die sei zwar aus Papier, doch in der Regel auch beiderseits mit Kunststoff beschichtet. Für das Recycling birgt das enorme Probleme. Und bis die zufriedenstellend gelöst sind, empfiehlt Marie Geißler: Das Eis für unterwegs lieber im Waffeltütchen kaufen!

    Im Beitrag von Martin Gerner drehte sich alles um die Frage: “Wie viele grüne Daumen braucht ein Nachhaltigkeitsmanager?” Der freie Dozent und Planspieleentwickler erläuterte die Dimensionen des Nachhaltigkeitskonzeptes ebenso wie verschiedene Strategien, mit denen Unternehmen ihre Geschäfte nachhaltiger gestalten könnten. Für ihn ist klar: Für das vielschichtige Thema und die vielen Möglichkeiten, nachhaltiger zu agieren, braucht es deutlich mehr Daumen, als er an seinen Händen zählen kann.

    Sophie Ehrhardt vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) in Leipzig machte sich in ihrem Beitrag auf die Suche nach dem Ursprung der hohen Nitratbelastungen von Gewässern und Grundwasser. Sie wurde fündig und konnte außerdem anschaulich erklären, warum viele Maßnahmen, die helfen sollen, die Wasserqualität zu verbessern, nahezu wirkungslos bleiben. Ihre Forschungsgruppe hat herausgefunden, dass ausgebrachte Düngemittel sehr lange Zeit im Boden verweilen und erst nach Jahren oder gar Jahrzehnten nicht mehr nachzuweisen sind. Eine Verbesserung der Wasserqualität lässt sich daher nur mit viel Geduld und engagierten Maßnahmen erreichen. Sophie Ehrhardts Appel, bei der Ausgestaltung der Landwirtschaft auch an die folgenden Generationen zu denken, war dabei so spritzig aufbereitet, dass sie am Ende die Gunst des Publikums auf ihrer Seite hatte und zur Gewinnerin des Abends gekürt wurde – bei bester Stimmung im Saal, die nicht zuletzt der Moderation durch Volker Tzschucke aus Chemnitz zu verdanken war.

    Die Veranstaltung war Teil der Dresden Nexus Conference (DNC) 2020, die Anfang Juni aufgrund der Corona-Pandemie ausschließlich virtuell stattfinden konnte. Einen kleinen Einblick in die Arbeit der Veranstalter der DNC2020 und des Science Slams gab Professorin Dr. Edeltraud Günther, Direktorin des Dresdner Institutes der Universität der Vereinten Nationen, UNU-FLORES, während der Veranstaltung.

    Die Veranstaltung fand mit freundlicher Unterstützung durch die DREWAG – Stadtwerke Dresden GmbH statt.

    Ein Audio-Mitschnitt der Veranstaltung ist im Soundcloud-Kanal des Deutschen Hygiene-Museums nachzuhören.